Zu den teuersten Erzeugnissen der Pariser Buchproduktion im zweiten
Viertel des 14. Jahrhunderts gehören vier großformatige Legendare, die
der Buchhändler Thomas de Maubeuge bei den Buchmalern der Rue neuve
Nostre Dame für den französischen König Karl IV. und sein Umfeld
illustrieren ließ. Ausgehend von den Herstellungsbedingungen des
Entstehungskontextes wird in der vorliegenden Arbeit die Bedeutung und
Funktion der meist stereotypen und formelhaften Miniaturen im
Gesamtgefüge der Handschriften untersucht.
Vor dem Hintergrund der Tradition französischer Legendare und der
Legenda aurea werden die Gestaltungsstrategien herausgearbeitet,
die den Akteuren eine inhaltliche Ausrichtung der Codices erlauben und
die Rezeptionshaltung der Benutzer subtil steuern. Die untersuchten
Handschriften unterliegen dabei einer je eigenen Disposition, in der
sich die Wünsche einzelner Auftraggeber mit dem Ringen um eine
zeitgemäße Form für die Buchtgattung Legendar vereinen. Neben den
Transformationen, die die Gattung im 13. und frühen 14. Jahrhundert
erfährt, spiegelt sich hierin die buchhistorisch bedeutsame Verschiebung
der idealen Lesehaltung von einer monastisch-kontemplativen hin zu einer
scholastisch-akademischen lectio.
Ein Katalogteil erschließt 39 hagiographische Handschriften aus der Zeit vor 1350 und ihre Bildfolgen für die künftige Forschung.