Ausgangspunkt dieser Abhandlung sind die auf Grund ihrer Hörnerkrone sicher erkennbaren Götter der jüngeren frühdynastischen Zeit. Vorläufer dieser Götterdarstellungen im älteren Bildrepertoire zu identifizieren ist schwierig, da eine Abgrenzung gegenüber menschlichen Darstellungen kaum mit Sicherheit vorzunehmen ist. Eva Andrea Braun-Holzinger geht unter anderem der viel diskutierten Frage nach, ob Bankett- und Kampfszenen „mythologisch“ zu deuten sind. Auch bisherige Interpretationen der Tierkampfszenen mit ihren Mischwesen und sogenannten Helden, die oft mit Göttern in Zusammenhang gebracht werden, unterzieht sie einer kritischen Betrachtung. Es zeigt sich, dass mythologische und kultische Szenen, in denen Götter eine Rolle spielen können, vor der späten frühdynastischen Zeit zumindest in der erhaltenen Kleinkunst fehlen. Erst dann wird das Verhältnis der Menschen zu den Göttern, wie der Kult es schon lange vorgab, auch ins Bild umgesetzt. Die zahlreichen Siegel unterschiedlichster Qualität belegen, dass dies kein Privileg der Eliten war, sondern weite Bevölkerungsschichten bildlich in Kontakt zu ihren Göttern traten.