Die vorliegende Studie zum iranischen Sasanidenherrscher Narseh (293-302) behebt ein Desiderat. Sie setzt sich das Ziel, die Biographie des Königs, seine Herrschaftsauffassung und sein politisches Vermächtnis vor dem Hintergrund der persisch-römischen Beziehungen des 3. Jahrhundert n. Chr. vorzustellen.
Während sich im Westen das Imperium Romanum nach einer Phase der inneren Instabilität durch eine tiefgreifende politische Transformation erholte, entwickelte sich jenseits des Euphrats nach dem Untergang des Partherreiches eine neue politische Macht, das Großreich der Sasaniden unter Ardasir I. (224-651), dem Großvater König Narsehs. Die Untersuchung zur Ära König Narsehs stützt sich auf vielschichtiges literarisches, epigraphisches, numismatisches und archäologisches Quellenmaterial unterschiedlicher Herkunft und unterschiedlicher Aussagekraft. Narsehs umfangreiche mittelpersisch-parthische Bilingue vom Turm von Paikuli ist dabei von besonderer Bedeutung. Dieser subjektive Bericht über die Umstände seiner Thronbesteigung diente dem Herrscher als Rechenschaftsbericht und Legitimationsinschrift gegen den Verdacht der Usurpation gleichermaßen.